Schulprojekt in Jaghori, Afghanistan

 

Wie schon 2009 und 2010 unterstützen wir 2022 und 2023 ein Schulprojekt des Freundeskreises Afghanistan e.V. (FKA) in Jaghori, Afghanistan.

 

Am Lycee Saynabia im District Jaghori werden seit vielen Jahren Mädchen und Jungen bis zur Hochschulreife unterrichtet. Der FKA unterstützt die Arbeit der viel zu wenigen staatlichen Lehrer*innen durch zusätzlich eingestellte, voll ausgebildete Lehrkräfte. Diese erhalten eine „food allowance“ in Höhe der staatlichen Lehrergehälter (die äußerst knapp bemessen sind), die aber während der Corona- bedingten Schulschließungen weiter ausgezahlt wurde.

 

Jaghori ist ein ländliches Gebiet, die Häuser liegen weit auseinander, es gibt nur wenige Begegnungen. Dennoch wurden in der ersten Zeit der Corona Pandemie die Schulen geschlossen und Besuche von Personen aus verschiedenen Haushalten untersagt.

 

Die Taliban überfielen im August 2021 den Nachbardistrikt, dabei stießen sie auf Widerstand, richteten ein Blutbad an und lösten eine Massenflucht aus. Die Bevölkerung im Distrikt Jaghori beschloss daraufhin, sich nicht gegen die zu erwartende Taliban-Invasion zu wehren, so sind sie von Gewalt verschont geblieben. Im Oktober berichtete das Schulkomitee, dass sie versuchen, weiter zu unterrichten.

 

Die wirtschaftliche Lage war schon zum Zeitpunkt des Berichts des Schulkomitees im Oktober 2021 katastrophal: Es herrschte Arbeitslosigkeit, staatliche Löhne wurden nicht ausgezahlt und somit können die Menschen die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten kaum noch aufbringen. Die Preise hatten sich schon bis Oktober 2021 teilweise mehr als verdoppelt, ein Sack Getreide kostete damals schon umgerechnet 37,50 €.

 

Durch die große Trockenheit im ganzen Land fielen 2021 die Ernten sehr schlecht aus. Auch im Winter 2021/2022 gab es kaum Schnee und Regen in der Region, so dass zu befürchten ist, dass es 2022 wieder eine schlechte Ernte wird. Es gibt nur unzureichende medizinische Versorgung in diesem Distrikt, schwere Erkrankungen können nur in Kabul behandelt werden, was mit hohen Kosten für die Menschen verbunden ist. Die Bevölkerung leidet darunter sehr, zusätzlich zu den bedrückend einschneidenden Beschränkungen des Alltags durch die Taliban. Es herrscht eine Atmosphäre der Angst und Hoffnungslosigkeit.

 

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Schulgebäude blieben unversehrt und konnten nach wenigen Wochen wieder geöffnet werden. Mädchen dürfen allerdings nur noch bis zu 6. Klasse in die Schule gehen und sie dürfen nur von Lehrerinnen oder von Lehrern, die das 75. Lebensjahr überschritten haben, unterrichtet werden. Bisher haben 70% der jungen Lehrer in den höheren Klassen der Mädchenschulen unterrichtet. Somit sind nun viele junge männliche Lehrkräfte arbeitslos und es fehlen Lehrerinnen, die diese ersetzen können. Erfreulich ist, dass die Eltern ihre Kinder auch in diesen dunklen Zeiten in diesen  Schulen gut aufgehoben wissen. Sie wollen ihren Kindern auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft zumindest alle verfügbare Bildung mitgeben.

 

 

   

Das einzige Jungen-Gymnasium ist nun Mittelpunktschule und hat aus den anderen Schulen, die nur noch bis zur 6. Klasse unterrichten, die Schüler der Klassen 7-12 übernommen.

 

 

 

  

Trotz großer Angst haben es sich bisher die jungen Schülerinnen nicht nehmen lassen zur Schule zu kommen, unter Abwägung, ob der Schulweg gerade auch sicher ist. 
Bitter ist für alle Lehrer und Lehrerinnen, dass bisher keine Gehälter bezahlt worden sind, dennoch haben sie sich entschieden weiter zu unterrichten. Hilfreich ist dabei die finanzielle Unterstützung des FKA, für die die Lehrer und Lehrerinnen sehr dankbar sind, weil dies zum Überleben hilft.

 

Auch Covid ist nach wie vor ein Problem in Afghanistan, in den Schulen werden die Masken vorbildlich getragen.

 

 

  

Die Schülerinnen, die nun nach der 6. Klasse die Schule verlassen müssen, sind verzweifelt und versuchen sich gegenseitig aufzufangen und den Unterricht zuhause zu organisieren. Die Mädchen, die in diesem Jahr noch vor der Taliban Übernahme die Klasse 12 hervorragend abgeschlossen und ein Studium angestrebt haben, sind am Boden zerstört. Allein die Hoffnung, dass die Taliban sich doch noch entscheiden, die Universitäten auch für Mädchen wieder zu öffnen, hält sie aufrecht. Zumindest Ärztinnen werden auch weiterhin dringend gebraucht, da Männer ja keine Frauen behandeln dürfen. Ob sich die Hoffnung des Schulkomitees erfüllt, dass die Mädchen irgendwann in Zukunft wieder bis zum Abitur (12.Klasse) unterrichtet werden dürfen, um den Zugang zu Universitäten zu erreichen, ist offen.

 

Geplante Renovierungen an den Schulen konnten durchgeführt werden. Noch nicht fertiggestellt werden konnte ein bereits in 2020 begonnener Schulneubau. Hier hat es durch Corona eine Bauverzögerung von einem Jahr gegeben. In der Zwischenzeit haben sich die Kosten für Baumaterialen und Arbeitslöhne mehr als verdoppelt und das benötigte Material konnte daher nicht beschafft werden.

Auch nach der Machtübernahme der Taliban ruhten die Arbeiten; aus Sicherheitsgründen mussten die Arbeiten ausgesetzt werden.

Im Oktober stand die Schule im Rohbau, Fenster und Türen waren einbaubereit. Das Dach wurde von der Bevölkerung finanziert und fertiggestellt. Für den Innenausbau müssen ca. 10.000 € zusätzlich aufgebracht werden.

 

 

 

 

  

Fast in jeder der unterstützten Schulen sind durch die anhaltende Trockenheit die Brunnen versiegt und müssten dringend vertieft werden. Die Bevölkerung hat sich für Hilfsarbeiten bereit erklärt, jedoch die kalkulierten, enormen Kosten von circa 12.000 € für den Maschineneinsatz im felsigen Gelände können sie nicht aufbringen.

 

Der Zuschuss der Aktion-Arme-Welt Stiftung dient der Versorgung dreier LehrerInnen, der so genannten „Food allowance“.

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