Schulen in Cabrican/ Guatemala: 
Für ein selbstbestimmtes Leben auch der indigenen Bevölkerung

 

Noch immer schickt die indigene Bevölkerung in Cabrican und im Nachbarort Huitan in der Provinz Quetzaltenango in Guatemala ihre Kinder lieber in die Schulen von Padre Pedro als in die staatliche Schule. In Padre Pedros Schulen sind die Lehrer regelmäßig anwesend und unterrichten nicht nur die vom Staat vorgegebenen Inhalte, sondern stärken die Kinder auch in ihrer Identität und Kultur.

 

In einer Vorschulklasse lernen die Kinder Spanisch. In den Grundschulklassen 1 bis 6 „Primaria“ werden sie neben den Pflichtfächern auch in Religion und in Mam, ihrer indigenen Muttersprache, unterrichtet. 2003 wurde auch eine Mittelschule (das sogenannte „Basico“) gegründet. In staatlichen Schulen beginnt die Geschichte im Wesentlichen mit der spanischen Eroberung, das Kulturgut der Mayas bleibt auch heute noch weitgehend unberücksichtigt. In den Pfarrschulen lernen die Kinder dagegen auch Lieder und Gedichte in ihrer Maya-Sprache, ihr Selbstbewusstsein als Indígenas wird gestärkt.

 

Aktuell umfasst die Primaria in Cabrican und Huitan ca. 200 Schüler, die von 11 Lehrer/innen unterrichtet werden. Aufbauend auf die Primaria kann das Basico in Huitan drei weitere Jahre besucht werden. Der Basico-Unterricht für 100 Schüler wird von 10 Lehrern, die dafür eine spezielle Zusatzausbildung haben, in den Schulräumen am Nachmittag abgehalten. In der Primaria unterrichtet ein Lehrer eine Klasse in allen Fächern (außer Musik und Sport), im Basico unterrichten die Lehrer fächerspezifisch.

Für den Abschluss an höheren Schulen benötigen die Schüler inzwischen ein Zertifikat über einen Computerkurs, der jetzt auch in Cabrican absolviert werden kann.

 

 

   Lehrerkollegium von Cabricán mit Besuch von der AAW

 

Dank einer Unterstützung des Kindermissionswerkes (Sternsinger) konnten neue PCs beschafft werden, so dass die Schule auch bzgl. IT-Ausstattung jetzt auf einem zeitgemäßen Niveau arbeitet und den Schülerinnen und Schülern damit auch wichtige Fertigkeiten im Umgang mit modernen IT-Tools wie MS Office vermitteln kann, mittlerweile auch in Guatemala eine Grundvoraussetzung, um in Verwaltungsbereichen eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle zu bekommen. 

Im Sommer 2022 besuchten zwei ehemalige Freiwillige Cabricán und konnten uns dort bei einem großen Jubiläum vertreten. Die Schulen wurde 60 Jahre alt. Im Januar 2025 wird wieder eine Freiwillige aus Deutschland nach Cabrican kommen. Der Austausch mit den Freiwilligen zeigt den Lehrern, Eltern und Schüler, dass wir nicht nur Geld geben, sondern großes Interesse an den Menschen in Guatemala haben. Zudem bekommen die jungen Freiwilligen einen Eindruck, wie die Menschen in einem Entwicklungsland leben. Dadurch wächst, wie wir hoffen, in ihnen die Bereitschaft, an den Strukturen etwas ändern zu wollen. Die Freiwilligen werden neben dem Englischunterricht (quasi ihrem „Pflichtprogramm“) immer in vielfältigen Projekten eingesetzt.

 

Seit 2021 betreuen Padres der Piaristen (ein Schulorden aus Mexiko) die Pfarrei Cabrican und Huitan und die Leitung der Schule. Die Zusammenarbeit mit der bisherigen Direktorin Schwester Lilia (eine brasilianische Franziskanerin) klappt sehr gut. Die Piaristen kamen auf Bitten des Diözesanbischofs von Quetzaltenango. Die Schulen mit ihrer herausragenden Qualität sollen unbedingt erhalten werden, sie werden inzwischen auch finanziell von den Piaristen mitgetragen.


Beim Besuch im November 2023 konnten wir auch den neuen Direktor der Schulen seitens der Piaristen, Padre Marco kennenlernen. Er hat bereits größere Schulen in Mexiko geleitet und bringt von daher Expertise und einen neuen Blick von außen mit. In jedem Fall wird er Schwester Lilia entlasten und für langfristige Kontinuität und Stabilität in der Führung der Schulen sorgen, die jetzt von den Piaristen als Orden und nicht mehr nur von Sr. Lilia als Einzelperson verantwortet wird.

 

Unsere Schulprojekte in Cabrican und Huitan sind mit vielen anderen Initiativen vernetzt – z.B. dem Projekt Samenkorn, einem Studienhaus für indigene Studenten in der Hauptstadt - und stellen damit in ihrer Gesamtheit eine wichtige und spürbare Verbesserung der Bildungschancen für die indianischen Jugendlichen dar. Gerade eine fundierte Ausbildung ist das A und O zur Übernahme von verantwortlichen Aufgaben in der Gesellschaft. Bildung bleibt die Grundlage für die Mitsprache in Gesellschaft und Politik – und christliche Werte die Basis für eine wirklich nachhaltige Politik der Gerechtigkeit und des Friedens! Privatschulen werden in Guatemala staatlich nicht gefördert. Die benachteiligte Indigena-Bevölkerung ist auch nicht in der Lage, mit Schulgeld die Kosten selbst zu decken. Ohne die Unterstützung der AAW wäre es für die Pfarrei in Cabrican / Huitan nicht möglich, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten.

 

Die Aktion Arme Welt unterstützt die Schulen seit 1983, aktuell mit 15.600 € jährlich, daneben werden sie auch vom Verein Padre Pedro Guatemala-Hilfe e.V. aus Stuttgart unterstützt.

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