Bekämpfung der Kindersklaverei in Ghana’s Kakaoproduktion

 

Statt in die Schule zu gehen, ernten sie Kakao – Kinder, die bei uns noch in der Grundschule wären oder gerade Heranwachsende. Die größeren schlagen die Kakaofrüchte mit der Machete von den Bäumen und öffnen damit auch die Früchte – eine gefährliche Arbeit. Sie schleppen die 60 kg schweren Säcke zu den Sammelstellen. 
Die großen Schokoladehersteller hatten bereits zur Jahrtausendwende versprochen, dass die Kinderarbeit aufhört, aber seither hat sich nicht viel geändert.

Manche Kinder arbeiten in ihrer Familie, weil der Vater sich keine Helfer leisten kann. Manche werden aber auch verschleppt oder verkauft – als Kindersklaven. Knapp zwei Millionen Kinder arbeiten in Ghana und der Elfenbeinküste, den beiden größten Kakaoproduzenten, in diesem Sektor, davon über 40% unter ausbeuterischen Bedingungen. Die Kinder haben keine Chance, aus diesem Leben auszubrechen und staatliche Kontrollen gibt es kaum.

 

Zwar gab es mit internationaler finanzieller Unterstützung Maßnahmen zur Bildung und Sensibilisierung der Familien, Unterstützung der ärmsten Familien, Bau von Schulen und Prämien für kinderarbeitsfreie Kakaoproduktion. Die fortdauernde Kinderarbeit wurde aber strafrechtlich im Prinzip nicht verfolgt.

 

Die Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) setzt genau hier an: Seit mehr als 20 Jahren unterstützt sie Regierungen und arbeitet mit lokalen Behörden zusammen, um Gewaltopfer zu retten und ihnen neue Lebenswege aufzuzeigen und die Ausbeuter vor Gericht zu bringen. 2014 begann die IJM, in Ghana Kindersklaverei in der Fischerei am Voltasee zu bekämpfen. Seither baute sie Kontakte und gegenseitiges Vertrauen zur ghanaischen Polizei, Staatsanwalt und Justiz sowie den lokalen und regionalen Regierungen auf. Das Netzwerk umfasst auch lokale und internationale NGOs. Diese nutzt sie nun auch, um gegen Kindersklaverei in der Kakaoproduktion vorzugehen. Die Arbeit der IJM in Ghana und anderen Ländern hat gezeigt, dass Strafverfolgung der Täter eine wichtige Voraussetzung für die Beendigung der Ausbeutung ist.

 

Sie unterstützt die Polizei bei der Ermittlung in Fällen von aktivem Menschenhandel und dem Sammeln von Beweisen, die Staatsanwaltschaft juristisch bei den Anklagen und multidisziplinärem Fallmanagement:

Sie hilft bei Rettungsaktionen und der Unterbringung und Behandlung der oft traumatisierten Kinder. Nach der Rettungsaktion mit Hilfe der Polizei unter Begleitung von Sozialarbeiterinnen werden sie in eine sichere Unterkunft gebracht, medizinisch versorgt und ihnen Verhaltens- und Traumatherapien angeboten. Die Kinder werden über ihre Rechte aufgeklärt. Sie dürfen endlich wieder in die Schule gehen, bzw. erhalten eine berufliche Bildung, die Älteren erhalten Stipendien für den Besuch von Berufsschulen. 
Die befreiten Kindern sollen nach Möglichkeit in ihre Familien zurückkehren. Diejenigen, die dies nicht können, weil sie dort nicht sicher sind oder weil sie nicht wissen, wo ihre Familien leben, bleiben in Heimen, bis sie die Schule abgeschlossen haben.

Hinsichtlich der Betreuung der Kinder arbeitet die IJM mit dem Department of Social Welfare zusammen, für das sie mehr als 100 Sozialarbeiter jährlich im Umgang mit ehemaligen Kindersklaven trainiert. Zudem arbeitet die IJM auch mit UNICEF und der Caritas zusammen.

 

Das Projekt startete im November 2020 und soll bis Mai 2022 laufen. Erschwert wurde die Tätigkeit durch die Pandemie-Bedingungen. Dennoch gelang es, Kontakte in die lokalen Gemeinschaften und zu einflussreichen Personen dort aufzubauen.

Auch die auf den Kampf gegen Wirtschaftskriminalität und organisierte Kriminalität spezialisierten Polizeieinheit EOCO (Economic and Organized Crime office) ist an der Zusammenarbeit mit IJM im Kampf gegen den Menschenhandel interessiert.

Aktuell stellt der Projektleiter vor Ort ein Team für die Ermittlungen zusammen.

27 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, die erst vor kurzem in den Kakao-Hauptanbaugebieten in den Staatsdienst berufen wurden, erhielten von IJM hinsichtlich der Rechtslage in Bezug auf Menschenhandel und Best Practice Beispielen im Trauma-focusierten Fallmanagement eine Weiterbildung. Dies ist wichtig, weil hier ein neues Projektgebiet mit Gerichten, zu denen bislang kein Kontakt bestand, erschlossen wird.

Auch 24 Partner-NGOs wurden in grundsätzlichen Ermittlungsprinzipien, Trauma-focussierter Nachsorge von Betroffenen und dem Umgang mit der Presse geschult.

 

Die Aktion Arme Welt Stiftung unterstützt die IJM bei diesem Projekt mit 10.000 €.

 

 

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok